Und schon wieder ist ein Jahr so gut wie vorbei. Wir feiern an diesem Wochenende den 2. Advent und damit beginnt die Zeit der Ruhe, Besinnung und der Familie. Also genau die richtige Zeit, um sich ein paar Fragen zu stellen:
- Was ist der Unterschied von Management und Führung?
- Was ist meine Rolle, Manager oder Führungskraft?
Über Jahrzehnte war der Manager die Sinnbild für Erfolg. Und so wollten natürlich immer mehr Leute selber Manager werden. Es ist zu Inflationierung des Management Begriffes gekommen. Eine Inflation bedeutet aber immer auch eine Abwertung. Also ist der Manager heute nichts mehr wert?
Management ist eine relative neue Erfindung aus den Anfängen der Industrialisierung zu Beginn des letzen Jahrhunderts. Im Kern ist es ein gut gefüllter Werkzeugkasten mit Strategien, Maßnahmen, Organisation, Koordination und Kontrolle zur Erreichung von Zielen. Seine Grundlage ist die strenge Rationalität, die frei von Emotionen und durch reine Vernunft die Zielerreichung sicher stellt. Die Logik soll gewährleisten, dass die Ziele praktisch zwangsläufig erreicht werden. Es ist ja alles durchdacht.
Bei den aktuellen disruptiven Herausforderungen in der Gesellschaft, der Wirtschaft und den Unternehmen zeigt die reine Logik so Ihre Schwächen. Es ist ja in vielen Fällen noch gar nichts da, was man analysieren kann. Gerade bei disruptiven Veränderungen werden alle mathematischen und logischen Annahmen praktisch über Bord geworfen. Deshalb gibt es Stimmen, die gerade jetzt von einem Zeitalter der Führung, oder Leadership sprechen. Es wird behauptet, das klassische Management habe abgedient.
Bevor man einer solchen These zustimmt, muss man natürlich erst einmal klären, was den der Unterschied zwischen Management und Führung ist und warum die Führung überlegen sein soll.
Ich habe schon ausgeführt, das Management eine rationale und von Logik getriebene Anschauung der Dinge ist. Management ist es ein methodisch-instrumenteller Ansatz. Bei der Führung ist das ganz anders. Dort gibt es genau zwei Dinge, die erreicht werden sollen. Einerseits muss ein vernünftiger oder Erfolg versprechenden Weg zur Gestaltung einer unsicheren Zukunft gefunden werden. Andererseits muss man Menschen überzeugen, diesen Weg mitzugehen. Man kann also sagen, neben die sachliche Logik tritt die sagen wir mal emotionale Soziologik. Damit Menschen einem Weg oder einer Person folgen, ist es unabdingbar, dass Sie eine positive Einstellung zu dem Weg oder der Person haben. Führung trägt also den Aspekt der Bewertung oder abstrakt von Werten in sich.
Führung ist ein wertbasierte Ansatz die Zukunft zu gestalten und Menschen von richtigen Vorhaben zu überzeugen.
Die Diskussion um Führung und Veränderungsbereitschaft ist vom Personalwesen gerne aufgenommen worden. Die oft so kalte Wirtschaft soll sich ändern und den Menschen in den Mittelpunkt stellen. New Work, Diversity Work-Life-Blending, Employer Branding usw. versprechen den Mitarbeitern eine besser Arbeitswelt. Es werden alle nur denkbaren Bemühungen unternommen gerade junge Mitarbeiter zu motivieren und für das eigen Unternehmen zu begeistern.
Es ist aber unstrittig, dass diese Bemühungen auf der Fachseite wenig bis gar keinen Widerhall finden. Congesse, Seminare und Festivals sind schön und gut, aber wird damit irgendeine sachliche Aufgabenstellung voran getrieben? Häufig nicht, denn wenn das Personalwesen das Zepter führt, dann geht es nicht um Inhalte, sondern um den Menschen an sich. Alle sind happy, aber die fachlichen Herausforderungen bleiben ungelöst. Der Fokus auf den Menschen läßt die Management-Aufgaben ausser Acht.
Für Sie selbst stellt sich nun die Frage, wie das Unternehmen aussehen soll, für das Sie gerne arbeiten. Möchten Sie eine tolle und freundschaftliche Arbeitswelt, oder möchten Sie auch Erfolg? Entspringt Ihr Motivation dem wirtschaftlich-sozialen Umfeld, oder der herausfordernden Aufgabe? Wollen sie lange Diskussionen, oder schnelle Entscheidungen? Es liegt ganz bei Ihnen, sich hier festzulegen. Da gibt es kein Richtig oder Falsch. In der Vielfalt der Unternehmen unserer breit aufgestellten Wirtschaft läßt für jeden die passende Lösung finden.
Sie bewegen sich also in einem interessanten Spannungsfeld: Management steht für Logik und Erfolg. Führung steht für Werte und Visionen. Daraus läßt sich eine interessante Kombination bauen:
„Führung ohne Management ist erfolglos und Management ohne Führung ist wertlos“
In der aktuellen Diskussion wird viel zu sehr schwarz weiss gemalt. Die Romantiker beschwören das Ende des harten, emotionslosen und logischen Management. Die Analytiker sehen die Diskussionen um Visionen, Purpose und Führung als romantische Veranstaltungen ohne sachlichen Mehrwert. Wenn man Unternehmen als Mensch-System- Kombinationen sieht, dann hat keine der beiden Seiten recht. Denn man kann eine wirksame Organisation nicht allein über die ebenso ausgefeilten wie logischen Systeme erklären. Auf der anderen Seite ist der Fokus Mensch auch nicht ausreichend, um Wirksamkeit in Unternehmen sicher zu stellen. Es geht also um die richtige Balance.
Das Credo des Personalwesens, dass gute Führungskräfte ein erster Linie um die Menschen besorgt sind, ist einfach falsch. Gute Führungskräfte haben ein klares Management System im Koffer. Sie definieren Ziele, Strategien, Maßnahmen und organisieren Veränderungen. Sie haben einen bedeutenden Zusammenhang verstanden. Jedes Ziel und jede Maßnahme für sich genommen, hat wenig bis keine Attraktivität. Erst wenn es gelingt, die Mitarbeiter und Kollegen von den Instrumenten des Management zu überzeugen, dann wird man wirksam sein. So gesehen ist gute Führung eine Art Management +.
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